Was ich als Übersetzerin von einem Kunden (bzw. einer Kundin) erwarte?

Ja, ich weiß. Normalerweise stellt der Kunde dem Dienstleister die Frage: Was kann ich als Kunde von einem Dienstleister erwarten? Von einem Übersetzer, Texter oder Grafiker werden schließlich bestimmte Standards erwartet und von dessen Arbeit die Einhaltung gewisser Qualitätsmerkmale, beispielsweise die Übersetzung auf die jeweilige Zielgruppe abzustimmen, eine pünktliche Lieferung der Texte etc. Und das ist auch gut so. Es gibt, gerade auch im Übersetzungsmarkt, mittlerweile jede Menge schwarze Schafe. Dann ist es manchmal gar nicht so einfach, die Spreu vom Weizen zu scheiden und einen Übersetzer zu finden, der zum Kunden „passt“. Manchmal ist die Zusammenarbeit mit (neuen) Kunden allerdings auch für den Übersetzer gar nicht so einfach. Woran das liegt, erkläre ich hier.

Kostenlose Probeübersetzungen

Stammkunden fragen nicht nach Probeübersetzungen, doch Neukunden, für die ich noch nicht gearbeitet habe und die mich und meine Arbeitsweise nicht kennen, tun das gelegentlich. Oder solche Kunden, die noch nie mit einem Übersetzer oder einem Übersetzungsbüro zusammengearbeitet habe. Für die ist das natürlich Neuland.

Ich erläutere dann meine Arbeitsweise, also dass ich den Text am liebsten als Word-Datei erhalte, dass ich ihn mir dann ansehe und anschließend je nach Art des Textes (medizinische Übersetzungen kosten beispielsweise mehr als allgemeine Briefe) und der Textlänge meinen Wortpreis maile. Manchmal, zum Glück kommt es nicht oft vor, fragt der (zukünftige) Kunde dann, wie es mit einer kostenlosen Probeübersetzung aussieht. Kostenlose Probeübersetzungen fertige ich nicht an. Ich habe 16 Jahre Erfahrung und kann auf viele zufriedene Übersetzungskunden verweisen.

Liefertermine

Manche (potenziellen) Kunden geben an, dass sie den zu übersetzenden Text dann und dann liefern werden, halten sich aber nicht daran. Sie versprechen somit Liefertermine, die sie nicht einhalten (können). Das ist für die Planung meiner Übersetzungen und für die Arbeit meiner Lektorinnen (das 4-Augen-Prinzip, funktioniert perfekt) etwas nervig. Kommt die Übersetzung nicht pünktlich bei mir an, kann ich sie wahrscheinlich nicht in der zugesagten Zeit erledigen. Inzwischen habe ich nämlich schon den Text eines anderen Kunden auf meinem Tisch, der dann Vorrang bekommt.

Nicht definitive Texte

Eigentlich erhalte ich von meinen Kunden immer definitive Texte. Eigentlich. Manchmal stellt der Kunde allerdings hinterher fest, dass der zu übersetzende Text noch einer Überarbeitung bedarf. Das ist in der Regel natürlich nicht schlimm – außer, wenn ich die Übersetzung schon angefangen oder, noch schlimmer: schon fertig habe. Bei kleineren Korrekturen mache ich, vor allem bei Kunden, für die ich schon länger arbeite, kein Problem daraus und überarbeite meine Übersetzung noch einmal. Ärgerlich wird es erst dann, wenn ich einen komplett überarbeiteten Text erhalte und noch einmal von vorne anfangen muss. Der Härtefall, den ich mal im Laufe meines Übersetzerlebens erfahren habe, war, dass mich eine Kundin von der Druckerei aus anrief und noch Änderungen hatte. Ob ich die mal eben telefonisch durchgeben könnte? Ach, und wie wird das Wort auf Deutsch buchstabiert …?

Nein, für eine erfolgreiche und professionelle Zusammenarbeit sind (mindestens) zwei Parteien erforderlich. Und wenn sich der Kunde als schwaches Glied der Kette herausstellt, kann die Qualität der Übersetzung(en) nicht perfekt sein.

 

Vereinbarungen? Ja, aber bitte schriftlich!

Meistens funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Übersetzern und Kunden reibungslos, aber manchmal ist einfach der Wurm drin. Mit einer Marketing-Fachfrau, mit der ich schon seit Längerem zusammenarbeite, hatte ich ein längeres Telefonat über einen zukünftigen Kunden geführt und dabei haben wir alles Mögliche besprochen und auch vereinbart. Aber wie … Unter anderem aufgrund von Zeitdruck haben wir das Ganze nicht noch einmal schriftlich bestätigt, wie ich es sonst immer mache. Tja, und genau da ging es schief. Sie dachte, dass wir das so und so vereinbart hatten, ich dachte, wir hätten uns auf etwas anderes geeinigt. Außerdem erhielt ich den Probetext als Worddatei (Fließtext), und dachte: perfekt. So kann ich arbeiten. Leider schickte der Kunde den Rest der Texte, besser gesagt, die gesamten Texte für die neue Website als Tabellen, die sich nur mühsam bearbeiten lassen. Kurzum: Wir waren beide etwas genervt, aber ein Telefonat hat unsere Missverständnisse geklärt. Perfekt.

 

 

Aus dem Büro

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